VOM ICH ZUM DU

'Ich' meint, daß andere 'Du' dazu sagen. (Vilem Flusser)

Du bist nicht allein! Das fällt mir zuerst bei dem Wort Du ein. Vom Ich kommend, wende ich mich zum Du und werde vereint im Wir. Ein schöner Taschenspielertrick. Wir, die Du und Ich sind. Ich, der mit dir vom Wir spricht, und so weiter. Aber: Andere Menschen sind nicht Ich! Oder wie es ein Zen-Mönch ausdrückte: Wir können von anderen Menschen nicht mal einen Furz ausborgen.
Das ist alles sehr philosophisch und kann uns am Anfang nicht richtig helfen. 
Denn habe ich ein Problem, so kannst du das zuerst nicht für mich lösen. So einfach lassen sich Probleme auch nicht lösen. Probleme bestehen in sich, lösen sich niemals auf, sie brauchen immer einen Gegenentwurf, um gezielt für uns an Wirkung und Kraft zu verlieren.
Vielleicht können wir gemeinsam eine kreative Strategie entwickeln, mit der du dir selbst helfen kannst, für ein Problem einen Gegenentwurf zu gestalten.
Wir könnten zum Beispiel die Strategie des Sokratischen Dialogs anwenden. Benannt nach dem Philosophen Sokrates, der penetrant und unerbittlich alles hinterfragt hat.
Dafür entwickeln wir ein kontrolliertes Schema, mit drei Stufen, das uns nicht gegenseitig behindert.
Zuerst kommt das berühmte: Erkenne dich selbst! Wenn das erstmal formuliert ist, gibt es vielleicht Aufschluss darüber, was ist und was getan werden soll.
Dann betrachten wir dieses Ergebnis, wobei es mehr als wahrscheinlich sein wird, dass man zum Bewusstsein gelangt, dass noch nichts herausgekommen ist.
Sokrates meint hier: Ich weiß, das ich nichts weiß, und den Zustand des Nichtwissens setzt er in Beziehung zur Weisheit.
Und dann erfolgt die Suche. Laut Sokrates bedeutet der Erkennungsversuch des Selbst, den aktiven Ausgangspunkt der Motivation, Wissen über sich selbst zu erlangen.
Alle drei Stufen sollen nach Sokrates im dialogischen Philosophieren oder Gespräch realisiert werden.
So können die Teilnehmer am besten ihre Gedanken entwickeln, und einen Erkenntnisprozess in Gang setzen. Sokrates wollte so zum Selbstdenken anregen und ein Verständnis gegenüber vielfältiger Aufgaben und Mängel erwecken.
Das ist mehr als einen Versuch wert. Uns stehen aber noch andere Modelle und Materialien zur Verfügung. Vorerst helfen uns ein paar aus dem griechischen übertragene Verse Goethes:

…und wenn dus vollbracht hast,
wirst du erkennen der Götter und der Menschen unänderlich Wesen,
drin sich alles bewegt und davon alles umgrenzt ist,
stille schaun die Natur, sich gleich in allem und allem,
nicht Unmögliches hoffen und doch dem Leben genug sein.

Oder ganz anders und dann wieder anders:



Doch jetzt geht es erstmal weiter mit der Seite WIR: